Halbzeit! 194 Tage USA.. Résumé so far?

Hallo ihr Lieben!

Eine Woche zu spät – aber immerhin – hier kommt meine 6 Monats-„Rückschau“! Ich kann es kaum fassen, dass ich schon über ein halbes Jahr hier in der USA lebe.. Seit 194 Tagen lebe ich hier und fühle mich mittlerweile echt schon ziemlich „amerikanisch“ haha. Also zumindest fühle ich mich nicht mehr wie ein Besucher oder Tourist, wenn ihr versteht was ich meine. Ich arbeite ja schließlich hier, fahre Auto, gehe einkaufen, gehe zur Bank, zum Arzt (dazu später..), reise herum, treffe Freunde oder bleibe einfach zuhause und schaue einen Film. Alles hier wurde in den letzten Monaten zu meinem Alltag und zu meinem normalen Leben. Anfangs war hier so viel neu und anders, man musste sich an viele Dinge gewöhnen. Ich dachte, ich schreibe eine kleine Liste, mit all den Dingen, die hier etwas anders sind und mit denen ich mich in den letzten 194 Tagen so beschäftigen musste: Here we go!

Auto fahren
Ich wusste ja schon vorher, dass die meisten Amerikaner diese riesigen Automatik-Autos fahren. Ich dachte eigentlich eher, dass es ein bisschen dauert, bis ich mich hier an die Autos und generell an den Verkehr gewöhne. An das große Auto habe ich mich sehr schnell gewöhnt, mittlerweile liebe ich es, diese großen Autos zu fahren haha. Jetzt zum Verkehr – ach herrje, wo fange ich an? Vielleicht mal bei den Straßen. Straßen in Massachusetts gleichen einem Mondkrater. Ohne Witz. Hier sieht man einfach überall enorm große (Schlag-)Löcher in den Straßen. Man würde jetzt denken, hm naja, dann fahr ich lieber vorsichtig und mit reduziertem Tempo hinüber oder versuche auszuweichen. Nein, nicht hier. Menschen hier tuckern über diese Straßen als wäre da kein metergroßer Krater im Asphalt. Menschen hier haben generell einen total anderen Fahrstil. Im Großen und Ganzen würde ich behaupten, dass dieser Fahrstil nicht der beste ist, aber ok, damit kann ich leben. Anderes Land – andere Menschen – andere Gewohnheiten – andere Verkehrsregeln. Ach ja, genau. Hier in der USA gibt es ja andere Regeln im Straßenverkehr. Wie gut, dass jeder der 50 Bundesstaaten seine eigenen Regeln (im Hinblick auf so gut wie ALLES) hat. Verwirrung pur, sag ich euch. Da es ja keine wirklichen „Grenzen“ hier gibt, ist mir schon öfter passiert, dass ich nichtmal weiß, in welchem Staat ich grade bin (Beispiel: Vermont-New Hampshire-Maine-Massachusetts..). In Vermont beispielsweise darf man nicht rückwärts auf die Straße ausparken. Gut zu wissen, nicht? Eine Regel, die mich anfangs bisschen verwirrt hat, ist die „Turn on Red“ – Das heißt, dass man bei einer roten Ampel rechts abbiegen darf. Nun stehen aber bei echt vielen Ampeln und Kreuzungen folgende Schilder: „NO Turn on Red“. Also doch nicht immer erlaubt. Ebenfalls anders hier ist die „Schulbusregel“. Also wenn ein Schulbus anhält und Kinder aus oder einsteigen lässt muss man als Autofahrer nicht nur HINTER dem Bus anhalten, man muss auch als entgegenkommender Autofahrer sozusagen „vor“ dem Bus stoppen. Vorher hab ich ja Ampeln erwähnt.. Ohje, wir werden hier keine Freunde mehr. Ich möchte echt nicht wissen, wie oft ich hier schon über „gelb/orange“ gefahren bin.. Das Problem hier ist einfach, das von Grün sofort auf Orange und 3 Sekunden später Rot wird. Ihr wollt nicht wissen wie viele Autos ich hier jeden Tag über eine rote Ampel fahren sehe. Manchmal ist es halt nicht mehr möglich stehen zu bleiben.. Ziemlich verrückt das alles. Aber am verrücktesten ist das Straßennetz/system hier in Boston/Massachusetts. Das kann ich gar nicht erklären, es ist so verwirrend und anstrengend, dass ich noch morgen hier sitzen würde.. (Hier ein Bild, dass es ein bisschen „veranschaulicht“: https://scontent-a-ord.xx.fbcdn.net/hphotos-xpa1/v/t1.0-9/1653845_561677223932730_8231932180432658903_n.jpg?oh=911f17130f235bbbf7d30f5bef6ad0eb&oe=556C349F)

Arzt
Wie in der Einleitung schon erwähnt, werde ich auch dem lieben Herrn Doktor ein paar Zeilen widmen. Leider! Ich war mir so sicher, bevor ich hierher gekommen bin, nicht krank zu werden. Ich war ja schließlich auch so gut wie nie krank zuhause. Was würde sich denn jetzt ändern. Ach ja, habs vergessen. Alles! Nun gut, es hat mich also erwischt. So richtig. Vor Silvester hat es so richtig angefangen mit Kopfschmerzen, bisschen Fieber und den ekelhaftesten und schlimmsten Halsschmerzen, die ich jemals hatte. Ich hab mich so mies gefühlt und wollte mich nur noch verkriechen. Es war dann ein ständiges auf und ab (eher ab), bis ich vor einer Woche einfach nicht mehr konnte. Ich habe meine LCC (Betreuerin hier) angerufen und die meinte dann, ich soll zu einer CVS minute clinic gehen. Gesagt getan. Ich, so halb am sterben, also zu diesem Arzt hin. Die Ärztin war total nett, hat mir etliche Fragen gestellt und war sich schnell sicher was los ist. Ich hatte eine Nasennebenhöhlenenzündung… Sie hat mir Antibiotika für eine Woche und ein Nasenspray verschrieben. Gut, dachte ich, wird schon nicht die Welt kosten. Meine Versicherung hat ja schließlich auch den Arztbesuch übernommen. Dann bei CVS der Schock.. Die Frau kannte meine Versicherung nicht und so musste ich 120$ für die handvoll Pillen und ein mickriges Nasenspray bezahlen. Wenn man denkt, es kommt nicht schlimmer, nicht? Naja, ich versuche jetzt, die Rechnung an die Versicherung zu schicken, damit die das schön zahlen. Ich bin zwar jetzt 120$ ärmer, aber dafür wieder gesund..

Boston/Brookline
Diese zwei Städte wurden in den letzten 6 Monate zu meinem zweiten Zuhause und ich könnte nicht glücklicher sein, meine Gastfamilie hier gefunden zu haben. Boston ist eine unglaublich schöne Stadt, in der man so viel sehen und erleben kann. Ich freue mich schon sehr auf zuhause aber wenn ich daran denke, mein schönes Boston bald verlassen zu müssen, werde ich echt traurig, da ich ja auch nicht weiß, wann ich denn zurückkommen werde.

Essen/Nahrungsmittel
Nun zu einem sehr wichtigem Thema. Dem Essen. Ich kann so viel sagen: Ich vermisse meine Familie und Freunde ja schon sehr, aber genauso sehr vermisse ich die österreichische Küche und besonders das österreichische Obst und Gemüse. Halleluja, was die hier aber auch für Schrott als „Essen“ deklarieren. Ich meine, klar, gibts hier auch gutes Essen, wenn man gute Zutaten kauft, aber das ist halt echt nicht immer möglich, außer man möchte für einen nicht mal viertel vollen Einkaufswagen 200$ ausgeben. „Gute“ Lebensmittel kosten hier ein halbes Vermögen. Wundert es dann noch jemanden, warum viele zu „billigen“ und nicht so gesundem Essen greifen.. Wenn eine Flasche Wasser schon genauso viel kostet wie ne Cola. Was mich hier aber echt schockiert, ist dass hier in vielen Lebensmitteln Zucker oder „Corn Syrup“ drinnen ist, wo ich mir echt nur an den Kopf greifen kann. Beste Beispiele dafür sind, dass in total vielen Toast/“Brot“sorten Zucker drinnen ist. Ich kann das „Brot“ echt nur unter Anführungszeichen setzen, weil dieses „Brot“ einfach nicht richtig ist. Ich, als Österreicher, bin einfach total verwöhnt, was gute Backware angeht und Amerikaner haben echt keine Ahnung davon! Sie bezeichnen ja schon Toastbrot als „Bread“.. und ja, dieses besagte bread enthält halt oft Zucker und sonstige lecker Inhaltsstoffe. Was mir erst letztens aufgefallen ist, ist etwas gruselig, denn ja, es ist mir jetzt erst vor ein paar Wochen aufgefallen. Ich habe hier noch nie etwas schimmeln gesehen – auch wenn es schon seit Wochen abgelaufen ist. Sei es Obst, Käse oder sonstige Lebensmittel. Mhhhhhh, ich glaube, damit ende ich mal diese Rubrik, bevor ich noch viel darüber nachdenken kann.

Freunde
Ich habe in den letzten Monat soo viele nette Menschen getroffen und allein deshalb hat es sich schon gelohnt, hierher zukommen. Man findet Gleichgesinnte, die durch das gleiche Prozedere gehen wie du und die gleiche Freude, Angst und manchmal auch Probleme haben. Man lernt dadurch auch viele verschiedene Kulturen kennen, da Au Pairs von quasi überall hierherkommen.

Gastfamilie
Tja, ich kann mich wohl zu den (wenigen) Glücklichen zählen, die es mit der Gastfamilie gut erwischt hat. Ich habe echt das Gefühl, als wäre jedes zweite Au Pair nicht (so ganz) zufrieden mit ihrer Familie. Aber ja, wie gesagt, bei mir passt eigentlich alles :) Meine Kinder sind natürlich auch nicht 24 Stunden und 7 Tage in der Woche Engel und brav, aber sie akzeptieren und mögen mich und das ist wohl das wichtigste. P(bald 4) möchte auch auf keinen Fall, dass ich von hier weggehe und wenn ich daran denke, dass ich den Kleinen in weniger als 6 Monaten verlassen werde, bricht mir das Herz, denn der Kleine ist mir unglaublich ans Herz gewachsen..

Heimweh..
… habe und hatte ich bis jetzt nicht! Klar gabs Momente, wo ich zuhause ein bisschen mehr vermisse als sonst aber das ist ja natürlich – es ist ja auch ne lange Zeit mittlerweile. Desto mehr freue ich mich auch wieder auf Zuhause. Ich weiß schließlich, dass meine Zeit hier in der USA begrenzt ist und deshalb versuche ich, das Beste aus der Zeit zu machen.

(Amerikanische) Kinder..
… sind anders. Das hat mich echt ein wenig überrascht, denn ich bin so bisschen mit dem naiven Gedanken ran gegangen „Hey, Kinder sind Kinder, nicht?“ – Nein, eben nicht. Ich möchte gar nicht sagen, dass sie so schlimm sind oder verzogen oder verwöhnt, aber sie sind anders in Hinsicht auf Bereiche wie Selbstständigkeit. Dann wiederum werden Kinder oft „belohnt“. Also die Eltern sagen dann meistens gleich „Good job“, wenn das Kind irgendwas „richtig“ oder „ok“ macht, was vielleicht für uns Europäer „normal“(?) ist. Ist vielleicht schwer zu erklären und ist auch nicht unbedingt als Kritik gesehen, aber ja, amerikanische Kinder sind anders als österreichische Kinder. Dachte, ich lasse euch das mal wissen.

Reisen
Jetzt zu einer meiner Lieblingsbeschäftigungen hier: Travel Travel Travel! Ja, wie ihr schon bisschen mitbekommen habt, liebe ich es, einfach mal aus meinem Alltag hier zu entfliehen und eine Reise/einen Flug zu buchen. Man hat ja schließlich nicht so oft die Chance, Amerika zu bereisen, nicht? Ich bin so froh, schon so viel gesehen zu haben. Bis jetzt waren es 9 US-Bundestaaten, Kanada und die Bahamas, die ich besucht habe.. Und dieses Jahr kommt auf jeden Fall noch einiges dazu :)

Studieren
Ich glaube, dass ich es schon mal erwähnt habe, aber jetzt kann ich es offiziell bestätigen: Ab nächster Woche werde ich an der Elite-Universität schlechthin studieren. Jap, ich habs geschafft und werde von Jänner bis Mai an der Harvard University einen Kurs belegen. Es war echt ziemlich schwierig, etwas zu finden, dass von der Zeit her passt, halbwegs leistbar ist und natürlich mich auch interessiert. Letztendlich habe ich mich für Law & Psychology entschieden und bin suuuper glücklich damit. Habe auch schon alle Bücher zusammen und kann’s echt kaum mehr erwarten, dass es losgeht.. Ich werde auf jeden Fall noch einen Eintrag dazu schreiben!

Verlängern?
Als Au Pair hat man die Möglichkeit, die Zeit hier in der USA um 6, 9 der 12 Monate zu verlängern. Das kann man in der jetzigen oder einen neuen Gastfamilie machen. Ich hatte anfangs mit dem Gedanken gespielt, vielleicht 6 Monate in einer Familie an der Westküste zu verlängern, aber letztendlich finde ich, dass ein Jahr Nanny sein echt reicht. Ich möchte ja wahrscheinlich auch studieren und da würde ich halt gerne noch dieses Jahr anfangen. 

„Veränderungen“
Oh man. Wo fange ich denn da am Besten an? Klingt vielleicht etwas seltsam, wenn ich hier jetzt feststelle, ob und wie ich mich verändert habe, aber ich merke es einfach. Es ist halt so, dass man hier in ein fremdes Land kommt und plötzlich tausend neue Eindrücke gewinnt. Diese können gut, schlecht oder neutral auf einen einwirken. Ich war in den vergangenen Monaten so oft auf mich alleine gestellt wie in den letzten 19 Jahren davor nicht. Es war zwar nicht das erste Mal für mich, in einem fremden Land für eine längere Zeit zu Leben, aber es ist ja doch ein ganz anderer Kontinent und obwohl ich meine Gastfamilie und Kinder ja echt gern habe, manche Situationen waren schon echt schwer. Ich bin viel selbstbewusster und stärker geworden und habe einfach eine ziemlich „dicke Haut“ bekommen. Auch mein Kleidungsstil hat sich verändert, wie ich finde und auch musikalisch sehe ich Dinge ein bisschen anders :) Hier ein paar meiner Lieblingslieder des letzten halben Jahres:

Eines meiner absoluten Lieblingslieder hier ist „Down in the valley“ – The Head and the Heart.. Habe es den ganzen Sommer in Maine gehört und finde es einfach nur schön..

Dieses Lied passt wie die Faust aufs Auge: „Time of Your Life“ – Green Day

Dazu muss ich echt nicht viel sagen: „Home“ – Edward Sharpe & The Magnetic Zeros 

Dank meiner Gastmom hab ich eine kleine Obsession zu The Black Keys entwickelt..

Und zu guter letzt ein Lied über mein geliebtes Boston:

Wetter
Wie schon oft in meinen Beiträgen erwähnt: Das Wetter hier in der USA ist absolut c r a z y. Hätte ich nie gedacht, dass es SO ein heftiger Unterschied ist. Alles ist ein bisschen extremer hier in Boston – Heißer und unglaublich schwüler Sommer und f – r – r – r – o – s – t – i – g – e – r Winter. Ich mein, hallo, wir hatten vor zwei Wochen -18 Grad, mein phone hat mir angezeigt: „feels like -28“. Leute, wenn man so eine Kälte miterlebt, ist alles, was unter -5 Grad ist, nicht mehr kalt. Ich habe mich noch nie so sehr auf den Frühling gefreut. Zum einen, da diese Kälte einfach nicht mehr ertragbar ist und zum Anderen, da meine Eltern mich im April besuchen kommen..

Z wie Zurückkommen
Tja, 194 Tage sind um, 167 Tage noch bis mich ein Flugzeug nach Los Angeles bringen wird. Von dort aus wird es zwei Wochen lang quer durch California, Nevada und Arizona gehen. Geplant ist, einen Campervan oder Auto zu mieten. Dieser Roadtrip wird in San Francisco enden und was danach kommt, verrate ich mal noch nicht – das werde ich erst bekannt geben, wenn es „offiziell“ ist! Ich werde auf alle Fälle Anfang August wieder zurück nach Österreich kommen und einerseits bin ich ja echt aufgeregt, „wie es so ist“, wieder zuhause zu sein, andererseits habe ich auch bisschen „Angst“ davor, da ich momentan echt the time of my life habe. Aber wird schon alles gut werden, eine Tür schließt sich, die nächste öffnete sich heißt es ja…

Wünsche euch allen einen schönen Sonntag!

Many greetings from (snowy) Boston ♥

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